Freitag, 22. Oktober 2010
23.10.10 Sonne in Waage - Mond in Widder
VOLLMOND am 23.10.2010 3.37 h MESZ
Lg. 8°34’ O Br. 51°24’ N
SONNE 30° Waage – MOND 30° Widder
Es ist der zweite Vollmond in diesem Jahr auf der WIDDER-WAAGE-Achse (siehe 23.9.10 Vollmond zur Tagundnachtgleiche), da der erste sich auf dem 1. Grad der beiden Zeichen und dieser Vollmond 28 Tage später sich auf dem letzten Grad ereignet.
Die SONNE befindet sich in Konjunktion mit MERKUR im SKORPION, wodurch nun alle merkurischen Angelegenheiten ins helle Licht der Erkenntnis und Klarheit gestellt werden: Verkehr, Vermittlung und Verbindung, innere und äußere Kommunikation, Übermittlung von Wissen, Lernen, Schreiben, Networking. Der Verstand bzw. das intellektuelle Verständnis (Merkur) ist Brückenbauer und Mittler zwischen Sonne und Mond, Persönlichkeit und Seele. Die Leichtigkeit und Neutralität des Denkens wandelt sich im fixen Wasserzeichen zu einem tiefgründigen Forschen, Bohren und Sezieren, zum Hinterfragen und Offenlegen von geheimen Machenschaften (z.B. Wissen als Machtfaktor), im eigenen Denken wie im Außen. Mit zäher Ausdauer und ehrgeizigem Streben können Spannungen ausgeglichen, Konflikte und Widersprüche gelöst und harmonische Beziehungs-Strukturen aufgebaut werden. Die SATURN-Stellung bringt Licht in diese Angelegenheiten.
SATURN in der Waage sei hier vorweg erwähnt, da er in einer besonderen Stellung als einziger Planet auf der Ich-Hälfte des Horoskopbilds steht. Er ist der Strukturgeber, bestimmt und erhält die Strukturen – so auch unseren kleinen Ententeich. Und er zeigt mit dem Finger auf unseren derzeitigen schwachen Punkt: Es sind Probleme zu erwarten bei der Übermittlung von Wissen in den dafür vorgesehenen Bildungseinrichtungen (sprich Schulen, Universitäten). Das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden ist unausgeglichen und destruktiv. Es gibt Überlegene und Unterlegene.
Ein Professor oder Lehrender sollte fähig sein, der jüngeren Generation das angesammelte Wissen der Vergangenheit zu übermitteln. Doch um den Erfordernissen der unruhigen oder turbulenten Jugend gerecht zu werden, muss der Lehrende auch gleichzeitig in der Lage sein, über sein Wissen hinweg zu blicken und seine Studenten als Menschen zu sehen. Junge Menschen brauchen ANLEITUNG und sie brauchen menschliche VORBILDER. Sie brauchen keine Lehrfachspezialisten, die ihnen reines Buchwissen eintrichtern. Wahre überlegene Mittler von Wissen und Erfahrung (die Lehrenden) sind in der Lage, mit weniger weit entwickelten Wesen zusammen zu arbeiten, ihnen gütig zu begegnen, sie anzuleiten und zu schützen – auch vor Stress und Leistungsdruck.
In diesem gesellschaftlich-kulturellen Bereich liegt die derzeit größte Lernaufgabe.
Mit diesem Vollmond begrüßen wir die neue Chance, die Energien und Qualitäten der kardinalen Feuer- und Luftzeichen in ein harmonisches Verhältnis zueinander zu bringen und für unsere Aufgabenbewältigung weise zu nutzen. Hier noch einmal die Thematik der Widder-Waage-Achse.
Es ergänzen sich der Macher und der Denker, Ich und Du, männlich und weiblich, spontanes Handeln und abwägendes Denken, die Handlungsfreude und die nötige Weisheit. Im Buch der Wandlungen findet sich das entsprechende Zeichen 55 Fong, die Fülle: innen Klarheit und außen energische Bewegung. Ein starker Wille setzt sich durch und macht durch gezieltes Handeln auf sich aufmerksam. Selbstbeherrschung ist nötig, um den blinden Aktionismus zu zähmen. Mit kleinen taktischen Schritten wirken, denen auch die anderen folgen können, denn das gemeinsame Gehen ist wichtig. Auf das Demonstrieren von Macht und Stärke darf verzichtet werden, denn es hinterlässt immer Opfer, Leid und einen Teufelskreis an bindenden emotionalen Beziehungen. Die Stärke der überzeugenden Wahrheit liegt in ihrer Sanftmut und wird auch vom Schwächsten ohne Furcht akzeptiert und geschätzt. Erst dann können die größten Ziele und Visionen realisiert und Wirklichkeiten erfolgreich umgestaltet werden.
Bei einem derart ausgewogenen Kräftepotenzial (Widder-Waage und deren Herrscher Venus-Mars) fließen die kosmischen Energien ungehindert der konkreten Materiewelt zu (Erdezeichen, Saturn), finden Anerkennung und Würdigung, wodurch die Grundlage für eine Umgestaltung und Veredelung der Welt gegeben ist.
Wenn wir uns das Sabische Symbol des Widder-Monds ansehen, finden wir diese Aussage bestätigt.
MOND auf 30° Widder:
Ein Ententeich mit kleinen Entchen.
Schlüssel: Erkenntnis der natürlichen Grenzen.
Der Lebensspielraum „kleiner Ententeich“ (oder ist es ein Goldfischglas?) symbolisiert unseren „kleinen“, überschaubaren, begrenzten Handlungs- und Wirkungskreis, für den wir verantwortlich sind, der unserem Schicksal und Dharma entspricht. Auch wenn wir bereits für eine begrenzte Zeit in die Harmonie der Sphären eintauchen oder transzendente Erlebnisse und Einblicke in eine höhere Ordnung haben durften, müssen wir immer wieder zurückkehren auf die Erde, zu unserer irdischen Aufgabe in einem bestimmten gesellschaftlichen Rahmen und Umfeld (like „two lost souls swimming in a fish bowl …“).
Gemessen am galaktischen Weltenmeer erscheint unser Aktionsradius so winzig wie ein Ententeich. Und doch muss genau hier – in dem Raum, in den das Schicksal (Geschick) uns hineingestellt hat – die Substanz zum konkreten Handeln gefunden werden. In unserem begrenzten Lebensspielraum erfahren wir Ursache und Wirkung, säen und ernten, haben unsere Vision von einer höheren Harmonie auf unser eigenes karmisches Wirkungsfeld herunter zu bringen und zu verwirklichen.
Wir haben die Möglichkeit, den Mikrokosmos nach unseren Bedürfnissen zu gestalten und in Übereinstimmung mit unseren Begabungen zu handeln. Denken und handeln wir authentisch, vor allem unter Berücksichtigung unserer natürlichen Grenzen, erreicht uns auch die Harmonie der großen kosmischen Ordnung (des Makrokosmos), schenkt uns Frieden, innere Zufriedenheit und Fülle und großes Vertrauen in unser Schicksal.
Auf der gegenüber liegenden Seite im Tierkreis befindet sich die Sonne auf dem letzten Grad des Luftzeichens Waage.
SONNE auf 30° Waage:
Drei Wissenshügel auf dem Kopf eines Philosophen
Schlüssel: Die Erfüllung der menschlichen Kraft des Verstehens, ganz gleich auf welcher Daseinsebene die Person tätig ist.
Etwas für Schädelforscher (Phrenologen)? Ich denke dabei gleich an Trismegistos (den „dreimal Großen“), den griechischen Gott Hermes in seiner Verschmelzung mit dem alt-ägyptischen Thoth. Er soll zugleich der größte der Philosophen, der größte Priester und größte König gewesen sein (Wikipedia)*. Auch im Denken finden wir eine dreifache Funktion: abstraktes Denken, materiell konkretes Denken und die Intuition. Die Zahl Drei zeugt von Spannung, Dynamik, Rhythmus und bringt Schöpferkraft zum Ausdruck. Die Dreiheit deutet auf Vollständigkeit und Vollendung hin, bringt Lösung und neues Strömen. Vor allem ist sie das Element unseres Willens, der Idee, und die Frucht (das Kind) der Vereinigung der Zwei (Mann & Frau, Sonne & Mond).
Auf diese Einheit der Drei weist auch die Vollmond-Konstellation hin: Sonne – Mond – Merkur als Vater – Mutter – Kind. Die Gottheit erscheint häufig in dreifacher Gestalt, als Trinität. Wo die DREI auftaucht, geschieht etwas, kommt die Energie in Fluss, gewinnt das Leben Richtung, wird wie beim Dreieck etwas auf den Punkt gebracht.
Ein Philosoph („Freund der Wahrheit“) ist ein Denker, der die Wahrheit, das Schöne und Gute liebt und begehrt (so Platon in seinem Symposium / Gastmahl). Sein Kopf ist kein Speicherplatz für Lexikon-Wissen sondern zeigt „drei Wissenshügel“, die auf ein reifes, vollendetes Verstehen hindeuten. Erfahrene Lebensprozesse werden von zwei Seiten angeschaut und durchleuchtet, bis sich im schöpferischen Prozess die Frucht des reifen Verstehens zeigt - als Weisheit, gepaart mit Liebe und Güte. Ein Philosoph ist ein Mensch der Weisheit, seine Einstellung zum Wissen ist holistisch - im Unterschied zum Menschen der Wissenschaft, der sein Wissen vermehren und erweitern will. Philosophisches Verstehen ist an keine akademischen Titel und erfolgreiche Lehr-Abhandlungen gebunden. Weisheit und Güte sind die Früchte reifer Erkenntnis aller Beziehungen im Universum.
In dieser Erkenntnis liegt der Sinn der Vollmond-Konstellation auf dem letzten Grad von Widder und Waage. Aufgrund des Transzendierens von Widerspruch und Gegensatz und mit der Erkenntnis der geistigen Verbundenheit von allem ist der Mensch reif für die wirkliche Kommunion, für die Vereinigung mit dem Nicht-Ich oder einem größeren Selbst.
MERKUR auf 4° Skorpion
Ein Jugendlicher trägt eine brennende Kerze (zu einem frommen Ritual).
Schlüssel: Die erzieherische Kraft von Zeremonien, die die großen Bilder einer Kultur auf die versammelten Teilnehmer übertragen.
Wir befinden uns im fixen Wasserzeichen Skorpion, wo die Ichgrenzen zugunsten kollektiver Verbindungen und Gruppen teilweise oder ganz überschritten werden. Mit leidenschaftlichem Engagement stellt der Mensch seine Kraft in den Dienst der Gemeinschaft, erfährt ein Eingebundensein und tiefe emotionale Verbundenheit, die durch gemeinsame Rituale immer wieder aufs Neue gestärkt und gepflegt wird – bis zu einem Zeitpunkt, wo der Mensch einen Anspruch auf Individualität geltend macht und alle traditionellen Rituale, die ihn an die bisherige Gemeinschaft gebunden haben, von sich weist… als ein Akt der Befreiung und Loslösung… vielleicht auch nur zu dem Zweck, sich anderen Vereinigungen und ihren Ritualen zuzuwenden.
Das Ritual wird hier als eine Methode zum Aufbau einer Gefühlsgemeinschaft gezeigt. Jeder von uns kennt die emotionale Kraft von Symbolen und kollektiven Zeremonien, kennt ihren erzieherischen und prägenden Einfluss auf das Leben des Einzelnen, ganz gleich, ob es sich um die sonntägliche Zeremonie von Gottesdiensten oder Fußballspielen handelt, um eine Parade und Ehrung für Kriegshelden oder die großen zyklischen Jahresfeste. Das gemeinschaftliche Tun stärkt sowohl den Einzelnen als auch die ganze Gruppe. In gemeinsam gestalteten und erlebten Rituale fühlen sich alle Teilnehmer eins. Kinder und Jugendliche zeigen meist großes Interesse an den Demonstrationen kollektiver Wertvorstellungen. Sie werden im Denken und Fühlen von den Symbolen geprägt, füllen mit Begeisterung ihren Platz aus, werden selbst angefüllt mit großen, erhabenen Bildern, fungieren als Bild- und Lichtträger im Dienst eines größeren Ganzen.
Unser Leben ist von Übergängen und ihren Ritualen geprägt: Geburt, Taufe, Schuleintritt/ Austritt, Erwachsenwerden, Eingehen und Lösen von Verpflichtungen / Aufgaben, Hochzeit, Jubiläum, Initiationen und Weihen aller Art, Berufswechsel, Identitäts- und Rollenwechsel, Pensionierung, Trennung, Abschied. Die meisten dieser Rituale werden in der Gemeinschaft mit anderen gefeiert und gestaltet, sie helfen dem Einzelnen beim Loslassen des alten Lebensabschnitts, bei der Neu-Orientierung, geben Kraft für den neuen Zyklus, den nächsten Schritt. Sinn und Kraft von Ritualen / verwendeten Symbolen / rituellen Objekten liegen darin, eine tiefe Glaubens- oder Gefühlsgemeinschaft aufzubauen, die alle Teilhabenden an der Wurzel ihres Wesens eint.
Es ist an der Zeit, in Schulen und Universitäten neue Strukturen und Rituale einzuführen, die vom guten Willen zu harmonischen Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden zeugen. Es ist auch an der Zeit, dass in den neuen Bildungs-Strukturen Raum ist für gütige, weise und lebenserfahrene Menschen, die den ihnen anvertrauten heranwachsenden Menschen neben Wissen auch menschliche Werte vermitteln können - durch ihre reine Anwesenheit und Authentizität.
Brilon, 22. Okt. 2010
Sundra Kanigowski